Kapitel 10 – Besuch in Mideel

Kaum war Tifa gegangen, hatte das Paar wieder nur Augen für einander. Doch der Frieden währte nicht lange, als der Kapitän persönlich auftauchte. „Entschuldigt mein schlechtes Verhalten, aber könntet ihr Turteltäubchen endlich mal kommen? Wir wollen wissen, was los ist!“ Mit einem genervten Gesichtsausdruck drehte Cloud sich um und nickte stumm. Kurz darauf hatten sich alle im Konferenzraum der Highwind eingefunden. Wie immer war Yuffie die einzige, der das Fliegen zu schaffen machte. Das war jedenfalls ganz klar an ihrer bleichen Gesichtsfarbe zu erkennen.
Voller Unbehagen trat Cloud vor die Gruppe, um zu erläutern, was wahrscheinlich der Plan des dunklen Meisters war. In all der Zeit, die er nun schon als Anführer akzeptiert worden war, hatte sich sein negatives Gefühl angesichts der Verantwortung nicht ein bisschen verringert. Im Gegenteil, auch wenn er so unendlich glücklich war, alle wieder beisammen zu haben, bekam er mehr Angst. Allerdings wusste er nur zu gut, dass er sie nicht zeigen durfte. Ein Anführer musste zuverlässig, zielstrebig und hart sein.
„Es gibt nun keine Zweifel mehr. Diese Männer, falls man sie so nennen kann, die die großen Substanzen geraubt haben, müssen Jenovazellen in sich tragen. Das wiederum lässt auf das, was Aeris uns erzählt hat, schließen. Nämlich, dass ein Wesen, das der gleichen Spezies angehört, wie Jenova, mit Meteor auf dem Planeten angekommen ist.“ Mit diesen Worten blickte er kurz direkt Aeris’ Augen. Dann fuhr er unbeirrt fort. „Weil ich immer noch diese Jenovazellen in mir habe, konnte ich für einen Augenblick sehen, was der Plan dieses Dings ist.“ Nun machte er eine Pause, was Cid offensichtlich missfiel. „Jetz’ sag schon, was Sache ist!“ Cloud brauchte Cid wegen seiner Ungeduld gar nicht zu ermahnen, das tat bereits Vincent, der ihm einen verärgerten Blick zuwarf. „Schon gut, jetzt komm aber bitte zum Punkt.“ Sagte Cid nur noch in halber Lautstärke. „Ganz klar: Der Plan ähnelt dem von Jenova, nur spielen hierbei auch die großen Substanzen eine Rolle. Ich weiß nicht genau wie, aber ihre Macht soll wohl extrahiert und dem Lebensstrom zugeführt werden.“ Diese Worte ließ er bewusst im Raum stehen. Es war Nanaki, der die Stille beendete. „Aber was können wir dagegen tun? Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, an welchen Punkte sie es tun könnten.“ „Doch, das haben wir.“ Entgegnete Cloud mit einem schelmischen Lächeln auf seinem Mund. „Wo wäre es wohl am einfachsten? Der ideale Ort ist Mideel, weil der Lebensstrom dort von alleine heraustritt. Deshalb schlage ich vor, wir bewachen Mideel einfach.“


Ich werde der erste sein, Meister, dachte sich der Mann in der schwarzen Kutte. Er war nicht mehr weit von Mideel entfernt, sodass er sogar schon die Häuser erkennen konnte. Sie waren nach der Zerstörung wieder aufgebaut worden. Dieser Ort war schon alleine wegen des fruchtbaren Bodens sehr wertvoll für die Menschen. Menschen, sie waren so ignorant, engstirnig und verbohrt, dass sie so etwas wie den Plan des großen Meisters nicht begreifen konnten. Endlich hatte der Mann das Städtchen erreicht. Nun konnte er sich an sein unheiliges Werk machen...



Kapitel 11 – Schlacht in Mideel

„Wo willst du denn hin?“ Der Mann in der Kutte fuhr erschrocken herum, als er die Stimme vernahm. Allerdings blieb er erstaunlich ruhig, als er sah, welcher Körper zur Stimme gehörte. Jeder normale Mensch hätte sicher dumm ausgesehen, wenn er Cid mit seiner Lanze und einem geradezu diabolischen Grinsen gesehen hätte. Zu seiner linken stand Aeris und zu seiner rechten Cloud. Die anderen hatten das Städtchen bereits evakuiert, angesichts der Gefahr, die von den Männern in Kutten ausging. „Es war ein Fehler von euch, hier her zu kommen. Der Meister hatte sicher noch andere Verwendungszwecke für euch eingeplant. Aber nun...“ Mit einem surrenden Geräusch war der Mann plötzlich verschwunden. „Bleibt dicht zusammen, dann kann nichts passieren!“ rief Cloud aus, gerade kurz bevor er einige Meter zurückgeworfen wurde. Verdammt, tut das weh, dachte er. Es war geradezu so, als hätte ihn der Schwanz eines Drachen am Brustkorb getroffen. Vor Schmerz gelähmt bot er eigentlich ein gutes Ziel, aber scheinbar spielte der Unsichtbare lieber etwas mit seinen Opfern, denn einen Moment später riss etwas Aeris’ Beine vom Boden, auf dem sie dann schmerzhaft landete. Cid war nicht bereit, das gleiche Risiko einzugehen. Deshalb stieß er den Speer in den Boden, hielt sich an ihm fest und schwang die Beine in Richtung des vermuteten Gegners. Und tatsächlich, er spürte einen Widerstand. Leider packte ihn dieser und schleuderte ihn gegen einen Baum, der wenige Meter hinter ihm stand. „Autsch! Verdammt, komm’ endlich raus und kämpfe wie ein Mann, du feige Sau!“ schrie Cid dem unsichtbaren Kämpfer aus voller Lunge entgegen. Die Antwort war ein schallendes Gelächter, das aber die Position des Kämpfers verriet. Cloud und Aeris sprangen sofort auf, um das auszunutzen. Cloud hechtete auf den Unsichtbaren zu, die Klinge horizontal haltend. Ohne einen großen Widerstand schnitt sie wohl durch das Fleisch des Kämpfers, denn es klebte noch etwas Blut an ihr, als Cloud wieder zum stehen kam. Fast im gleichen Moment zauberte Aeris einen Blitzzauber der höchsten Stufe hinterher, jedoch muss das Ziel knapp ausgewichen sein, da der Blitz ihn bestimmt sichtbar gemacht hätte. Dennoch hatte auch dieser Angriff seine Wirkung nicht verfehlt, denn eine aufgewirbelte Staubwolke verriet seine letzte Position.
„Nein! So leicht mache ich es euch nicht!“ rief der Unsichtbare völlig außer Atem. Im nächsten Moment war er wieder sichtbar, aber er schwebte in der Luft. „Warum habe ich so ein schlechtes Gefühl bei der Sache?“ wollte Cid wissen, der gerade erst wieder aufgestanden war. „Vielleicht wegen der tödlichen Strahlen?“ verdutzt sah er Cloud an. Die Drei hörten ein leises Surren und sahen danach nur noch unzählige Lichtblitze, die aus den Händen des Mannes schossen. Es wurden immer mehr, sodass sie gezwungen waren, zwischen diesem Netz aus Strahlen des Todes hindurchzukommen, ohne berührt zu werden. Dort, wo die Strahlen den Boden erreichten, glühte er, was nichts gutes bedeuten konnte. Mit allen möglichen Tricks versuchten, Aeris, Cid und Cloud, auszuweichen, was ihnen teils durch Rollen, Sprünge und Flickflacks gelang. Noch während er am Ausweichen war, hielt Cloud die Masamune in die Strahlen, die zu seinem Erstaunen reflektiert wurden. Einer davon traf den völlig außer Kontrolle geratenen Kuttenmann direkt in die Brust, was ihn zumindest zurückweiche ließ. „Aeris, JETZT!“ rief Cloud ihr zu, und sie wusste, was gemeint war. Sie machte sich bereit, ihren Limit-Angriff „Böses versiegeln“ einzusetzen. Ihren Stab schwingend sprach sie leise: „Auf ewig sollst du versiegelt werden, Böses! Planet, hilf uns!“ Ein helles Licht ließ den immer noch schreienden Mann verstummen. Auf einmal sah er ganz harmlos aus... und etwas benommen. Seine Augen hatten einen sehr apathischen Ausdruck angenommen. „Leute, macht euch verflucht noch mal endlich vom Acker. Ich hab die Schnauze gestrichen voll!“ „Was hast du jetzt schon wieder vor, Cid?“ wollte Cloud wissen. „Egal, haut nur ab. Hehehe...“ Ohne weitere Umschweife liefen Cloud und Aeris etwas vom Kampfschauplatz weg. Als Aeris sich umschaute, entdeckte sie bereits Cid dicht hinter sich. „RUNTER!“ Leider kam niemand mehr dazu, sich auf den Boden fallen zu lassen, als die Druckwelle seines TNT-Sprengstoffs bereits ihre Wirkung zeigte und die Party zu Boden warf. Es dauerte schon eine Weile, bis sich der Staub gelegt hatte und der Krater sichtbar wurde. Etwas daneben lag ein kleiner schimmernder Stein. „Die große gelbe Substanz. Ist sie etwa geschrumpft?“ „Ich weiß es nicht, Cloud. Aber eines kann ich dir sagen: Dem haben wir es richtig gezeigt!“ Cloud hätte sich ein Lächeln verkneifen müssen, wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre...



Kapitel 12 – Zeit

Im Jahre 0 nach Meteor.

„Die Welt scheint uns für erste nicht mehr zu brauchen.“ „Ist das alles, Cloud? Ich dachte immer...“ Tifa seufzte. Sie wusste genau, dass Cloud verdammt stur sein konnte. Doch alleine der Gedanke daran, ihn für längere Zeit nicht mehr zu sehen... Gedankenverloren stand sie auf und schob den Stuhl zurück. Langsam ging sie auf das Fenster zu. Draußen schien die Sonne, die Vögel zwitscherten und die Kinder spielten. Es war eben ein typischer Costa-del-Sol-Tag. Warum kann nicht alles so gut sein, wie das Wetter, dachte Tifa. Cloud ging langsam auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ich werde wiederkommen. Aber... da sind so viele Gedanken in meinem Kopf... und so viele Gefühle... Außerdem gibt es noch einiges zu tun.“ Ganz langsam ließ Cloud den Blick durch das Haus schweifen. Die Pflanzen, die Einrichtung, aber vor allem Tifa würde er lange nicht sehen. Doch sein Entschluss stand fest. Nach einer langen und innigen Umarmung nahm er seine Sachen, welche die wichtigsten Substanzen, seine Ausrüstung und die Ultimative Waffe einschlossen, und ging zur Tür. „Wie ich solche Abschiedsszenen hasse...“ murmelte er noch vor sich hin. „Pass auf dich auf.“ Cloud nickte und verschwand aus dem Haus. Dabei ließ er den Chocobo links liegen.
Er sollte erst 10 Monate später wieder auftauchen...


Langsam wurde Yuffie wütend. Andauernd meckerte ihr Vater herum, was sie noch alles zu lernen hatte und welche Verantwortung sie als Herrschertochter Wutais hatte. Lange würde sie es sicher nicht mehr aushalten. Sie brauchte Abenteuer. „Was geht schon wieder in deinem Kopf vor?“ fragte Godo, der das Funkeln in ihren Augen wohl gesehen hatte. „Nichts. Ich meine...“ stammelte sie verblüfft. „Vielleicht sollte ich dir etwas Freiheit lassen. Du musst deine eigenen Erfahrungen machen. Solange du eines Tages, wenn ich nicht mehr bin, dazu bereit bist, den Thron zu besteigen...“ „Sag so was bitte nicht!“ unterbrach sie ihn. „Du musst wohl doch noch reifer werden...“ damit war klar, dass Yuffie vorerst NICHT Wutai verlassen würde.


Im inneren des neuerbauten Rathauses von North Corel wurde eine Wahl abgehalten. Dabei ging es darum, einen neuen Bürgermeister auszuwählen, damit North Corel wieder zu alter Schönheit finden würde. Im lauten Durcheinander war kaum etwas zu verstehen. Zur Wahl standen ein alter grauhaariger Mann, der schon etwas kränkelte, und ein kleiner stämmiger Typ, der nicht besonders clever aussah. Außerdem machte er keinen sehr zuverlässigen Eindruck. Gerüchten zufolge war er ein kleiner Gauner, der immer abstaubte, was er konnte.
„Also, wie soll das laufen? Wir müssen doch einen Bürgermeister wählen! Wer für Slain ist,“ dabei nickte der selbsternannte Wahlleiter dem älteren Mann zu, „hebe bitte die Hand.“ Dann ging es ans Stimmen zählen. Die Anzahl wurde notiert. „Gut, und wer Biff als Bürgermeister möchte...“ Der Mann kam nicht zum Aussprechen, weil einige gefährlich aussehende Personen auf ihn zustürmten und ihn umwarfen. „Verdammt noch mal, das ist doch keine Wahl! Wollt ihr solche Witzfiguren wählen?“ Der alte Mann senkte seinen Kopf und Biff grinste verlegen. „Wenn ihr einen richtigen Bürgermeister wollt, wählt Barret Wallace!“ Kaum war diese Worte ausgesprochen, machten alle, darunter auch der angesprochene, lange Gesichter. „Oder habt ihr schon vergessen, dass ER den Planeten gerettet hat? Habt ihr schon vergessen, dass ER es war, der den Zug kurz vor North Corel stoppte? Oder wisst ihr nicht mehr, wie ER es den Shin-Ra gezeigt hat?“ Barret ging langsam einige Schritte auf den Sprecher der Gruppe zu und hob abwehrend die Hand. „Nein, glaubt ihm kein Wort. Ihr wisst, was ich angerichtet habe, als ich dafür stimmte, sich mit den Shin-Ra einzulassen.“ Doch als wären seine Worte niemals gesprochen worden, fing die Masse plötzlich an, einen rhythmischen Sprechgesang anzustimmen: „Barret Wallace! Barret for Mayor!“ Egal, was er tun würde, die Menschen würden jetzt nur noch IHN als Bürgermeister anerkennen. Die Nacht würde lang werden, denn niemand wollte das rustikal gemütliche Rathaus, welches jetzt quasi Barrets Arbeitsplatz war, freiwillig verlassen. Für die meisten kam es an diesem Abend wohl eher einer Kneipe gleich (die North Corel ja seit dem Vorfall vor einigen Jahren nicht mehr hatte). Und so wurde ausgiebig gefeiert...


Im Jahre 1 nach Meteor (Gegenwart).

Als die Truppe nach dem Kampf wieder zusammengekommen war, hatte sie die Bewohner wieder nach Mideel gebracht. Doch dabei mussten sie sich verpflichten, den großen Krater wieder zuzuschaufeln, den sie ja Cid zu verdanken hatten. Cloud rätselte immer noch, warum die Substanz so klein gewesen war. Die große Substanz mochte mindestens 4 mal so groß gewesen sein, als dieses kleine gelbe Steinchen, welches er in seiner Hand hielt. Barret merkte, dass etwas nicht stimmen konnte. „Was grübelst du schon wieder in deinem stacheligen Kopf? Mann, ich glaube, an dem Tag, an dem ICH DICH verstehen werde, sagen sich Chocobos und Zuu’s gute Nacht.“ Cloud schreckte aus seinen Gedanken hoch und starrte Barret ganz merkwürdig an. „Hast du was gesagt?“ „ARGH! Du bringst mich noch um den Verstand! Was in Shinras Namen denkst du?“ „Hier ist was faul. Die Substanz müsste größer sein. Entweder ist es nicht die echte... oder sie wurde gespalten...“ Die Verwunderung war seinen Freunden deutlich im Gesicht abzulesen. Das konnte nur etwas Schlechtes bedeuten.


Kapitel 13 – spiritus malus

Wieder auf dem Luftschiff angelangt, zogen sich alle in ihre Kabinen zurück. Die Aufräumarbeiten waren anstrengend gewesen, und so freute sich jeder auf einen erholsamen Schlaf. Vincent lag wie immer noch eine Weile wach und grübelte, Cid nahm einen tiefen Schluck aus seiner Flasche „North-Corel-Whisky“, die er von Barret bekommen hatte, Yuffie versuchte das üble Gefühl beim Fliegen durch Tabletten zu bekämpfen und Barret starrte auf das Bild von Marlene, die er vermisste. Zwar war er noch nicht lange weg, doch machte er sich Sorgen um sie. Er war seit damals nicht länger von ihr getrennt gewesen, doch er wollte es ihr nicht zumuten, sich auf diesem engen Schiff aufzuhalten. Mal ganz abgesehen davon, dass es immer etwas gefährlich war. Cloud stöberte er noch in einigen Büchern, die er das letzte Mal, als er in Nibelheim gewesen war, mitgenommen hatte. Doch er fand darin nichts, das ihm Informationen über große Substanzen und deren Verwendungszwecke geliefert hätte. Mit einem Seufzen legte er das Buch beiseite und rieb sich die Augen. Es wurde wirklich Zeit, langsam Schlafen zu gehen. Im Begriff das Licht auszumachen, hörte Cloud ein leises Klopfen. Deshalb ließ er das Licht an und sagte: „Herein. Die Tür ist wie immer offen.“ Langsam öffnete sich die Tür mit einem knarrenden Geräusch und er konnte erblicken, wer da in der Tür stand. Das war niemand geringeres als Aeris, die mit einem etwas verschmitzten Gesichtsausdruck den Raum betrat. „Was machst du denn noch so spät hier?“ „Ich... ich hab mich so allein gefühlt.“ Stammelte Aeris. Das passte zwar eigentlich nicht zu ihr, doch Cloud nahm das gar nicht wahr, er war vielmehr fasziniert von ihrem Aussehen bei diesem Dämmerlicht. Verdammt, ich hatte fast vergessen, wie attraktiv sie ist, dachte er bei sich, während sie langsam als Silhouette auf ihn zu ging. Ohne weitere Worte setzte sie sich neben ihn aufs Bett und schlang ihre Arme um ihn. „Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wie ich dich vermisst habe.“ Plötzlich schluchzte sie, wobei Cloud ganz anders wurde. Wie sollte er sich jetzt verhalten? Alles, was er sonst an Souveränität und Selbstsicherheit zeigen konnte war mit einem Mal verschwunden. So legte er einfach seine Hand auf ihren Kopf und strich ihr Haar entlang. Offensichtlich weinte sie, denn er spürte die Tränen auf seinem Arm. Es verging einige Zeit, die sie nur so dasaßen und sich festhielten. Selbst schon dem Einschlafen nahe, bewegte Cloud sich etwas, um etwas Gefühl in seine Tauben Glieder zu bekommen. Ganz leise sprach er: „Willst du nicht langsam auf dein Zimmer gehen? Wir sollten wirklich schlafen, sonst pennen wir mitten in der Action ein.“ Doch das einzige, was Aeris antwortete, war ein zufriedenes Grunzen, welches sie von sich gab. Sie war doch tatsächlich eingenickt.
Sie sieht wie ihre Mutter aus, sprach eine Stimme plötzlich in Clouds Kopf...


Mit einem selbstgefälligen Grinsen scheuchte der Mann im Kittel seine Arbeiter herum. Sie arbeiteten ihm nicht schnell genug. Wenn es erst fertig würde, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis er unaufhaltsam war. Niemand könnte sich ihm dann widersetzen. Fast schon wie ein Kind freute er sich auf den Moment der absoluten Herrschaft. Und seine Subjekte waren mehr als bereit dazu, sich für ihn und seinen Plan zu opfern. Im Gegenzug dafür erhielten sie ja Macht. Sie war das Geschenk, welches er ihnen machte. Was sie in ihrem vorigen Leben getan hatten, war dem Mann egal. Die Hauptsache war für ihn, dass sie loyal und zuverlässig waren. So mussten gute Untergebene sein... „Seit bitte vorsichtig mit den Tanks!!!“ Außer sich vor Wut brüllte er die Arbeiter an, die ihm wohl zu unaufmerksam gewesen waren. Als einige von ihnen einen Tank fallen ließen und das dicke Glas Risse bekam, zog der Mann kaltblütig eine Pistole aus der Tasche und exekutierte einen der Arbeiter vor den Augen der anderen. Einer von ihnen fiel schreiend auf die Knie, er war teilweise mit dem Blut und Gehirn seines Kollegen beschmutzt. „Wie konnten sie nur?“ fragte er den Mann im Kittel. Er schaute ihn mit großen Augen an, bevor ihm das gleiche Schicksal zuteil wurde wie seinem Freund. Völlig emotionslos steckte der Mann die Pistole wieder weg und schob die Brille mit den dicken Gläsern höher auf seine Hakennase. Ganz langsam und überdeutlich sprach er dann: „Seht ihr das? Schwächlinge werden hier nicht gebraucht. Wer aussteigen will, soll es mir sagen. Dann werde ich jenen einen ebenso schnellen Tod garantieren.“


Schmunzelnd führte der Mann in der Kutte das Ritual durch. Die kleine rote Substanz fing an zu schweben und leuchten, bevor sie nach einer Zeit ohne Vorwarnung erlosch und Schwarz wurde. Dann öffnete sich der Boden mit einem knirschend-schmatzenden Geräusch und gab den Blick in ein scheinbar bodenloses Schwarz frei. Mit einem größenwahnsinnigen Blick ließ er die nun pechschwarze Substanz hinabgleiten. Kurz darauf machte er sich auf den Weg zu seinem Meister.



Kapitel 14 – Der Tod von oben

Es war ein normaler Tag in North Corel. Gutes Wetter und fröhliche Leute waren nur zwei Gründe dafür. Dennoch lag etwas in der Luft, es war still, geradezu totenstill. Was hier herrschte, war die Ruhe vor dem Sturm. Und dieser lies nicht lange auf sich warten.
„Du, was sind das für große Echsen?“ fragte Marlene. Die Bekannte von Barret, die auf sie aufpasste, hielt es für einen Spaß von Marlene und kümmerte sich nicht weiter darum. Doch als lautes Brüllen die Luft erfüllte, konnte sie es nicht mehr ignorieren. Völlig geschockt sah sie in den Himmel hinauf, der fast kaum noch zu sehen war... weil er von unzähligen Drachen verdeckt wurde. Nach und nach war auch das Schreien der Leute zu hören, welche jetzt in Panik durch die Stadt rannten, jeder nur sich selbst der Nächste. Ohne groß nachzudenken nahm sie Marlene an die Hand und stürmte sofort aus dem Garten ins Haus, wo sie schnell das PHS nahm und versuchte, in Sicherheit zu gelangen.
Hätte sie sich bei ihrer Flucht umgeblickt, wäre sie vor Schreck sicher in Ohnmacht gefallen – halb North Corel wurde gerade von Kohledrachen zerlegt.
Egal, wie viele Menschen auch zu den Waffen griffen, egal, wie viele sich zur Wehr setzten, gegen diese Armada von mutierten Monstern waren sie machtlos.


„Verdammt, wie lange denn noch, Cid? Kann diese alte Schrottmühle nicht schneller fliegen?“ Barret war wieder einmal auf hundertachtzig. Dieses Mal hatte er aber auch einen Grund dafür, denn der Notruf aus North Corel hatte ihn vor knapp 10 Minuten per PHS erreicht. „Halt endlich deine Klappe, sonst kannst du zu Fuß gehen!“ konterte Cid. Cloud hätte fast gelacht. Wie in alten Zeiten, dachte er. Die Lage war aber alles andere als lustig, immerhin hatte es so etwas wie einen organisierten Gruppenangriff von Monstern auf eine Stadt der Menschen noch niemals gegeben. Voller Ungeduld und Spannung, aber vor allem Angst standen die ehemaligen Avalanche-Mitglieder auf der Brücke der Highwind. Jeder hatte sich schon bewaffnet und wartete nur auf den Augenblick, an dem sie es mit eigenen Augen sehen würden.
Cloud machte den anderen noch einmal klar, was sie zu tun hätten. „Also noch einmal: Wir bilden drei Teams. Zwei Teams greifen ein und versuchen, die Drachen zurückzutreiben oder notfalls zu töten. Das dritte Team wird die Zivilbevölkerung aus dem Kampfgebiet zu holen. Team eins besteht aus Vincent, Tifa und mir. Team zwei bilden Barret, Yuffie und Cait Sith. Der Rest“ dabei nickte er Aeris, Cid und Nanaki zu, „ist dann Team drei. Ihr müsst euch um die verwundeten und steckengebliebenen Menschen kümmern. Lasst es uns anpacken.“
Auch wenn es ihm selbst pervers erschien, musste Cloud sich selbst eingestehen, dass er sich auf diesen Kampf freute. Damals hatte er jeden Kampf gefürchtet und gehasst, doch seit einiger Zeit... Völlig gedankenverloren packte er den Griff der Masamune noch härter an, er hielt ihn so fest, dass es schon schmerzte.
Das plötzliche Knallen und Beben, welches die Highwind erzittern ließ, warf fast alle von den Füßen. „Was zum Henker war das?“ Cid war die Angst in den Augen deutlich anzusehen. Die Schatten, die dort am Himmel vor der Highwind umherflogen, waren offensichtlich die Antwort. „Mist, verdammter! Wir müssen runtergehen, sonst sind wir... “ Ein erneutes Krachen, das scheinbar von einem der Triebwerke stammte, übertönte Cids Worte. Wie ein sterbender Adler, umkreist von Geiern, senkte sich die Highwind trudelnd gen Boden...